Überquerung der Alpen: Ein Pilotenleitfaden für hochalpine Abenteuer

1. Vorflug-Informationen

  • Regulatorische Mindestwerte. Prüfen Sie die aktuellen SERA-VFR-Minima und Sauerstoffvorgaben: Crew muss über FL 100 nach 30 Min Sauerstoff verwenden; kontinuierliche Nutzung ab FL 130. EASA

  • Karten & NOTAMs. Grenzüberschreitende Korridore (z. B. Brenner, Mont Blanc, Simplon) haben saisonale Sperrzonen für Segelflugzeuge und UAV-Testgebiete – prüfen Sie diese am Vorabend.

  • Zeitplanung. Starten Sie bei Tagesanbruch; Talwinde und Konvektionsturbulenzen erreichen nach 11:00 L ihr Maximum. Frühe Überflüge minimieren Föhnrisiken und lassen Zeit für Ausweichmanöver. euroga.org

2. Leistungsberechnungen

Schritt Aktion Beispiel e 738 ft MSL)
Luftdruckhöhe berechnen 29.82 in Hg → PA ≈ 1 200 ft
Temperatur, Taupunkt, Druck ins DA-Tool oder E6‑B eingeben DA ≈ 5 700 ft
 Start- und Steigtabellen mit DA-Wert neu berechnen 20 % längerer TODR

 

Eine Dichtehöhe von 9 000 ft an einem Sommertag mit 25 °C ist in den Alpenvorfeldern üblich — prüfen Sie die Steigleistung bei jedem Talflugplatz. weather.govAOPA

3.Sauerstoff & Physiologie

  • NCO.IDE.A.230-Konformität. Verwenden Sie ein zugelassenes System; stellen Sie bei 10 000 ft 2 l/min ein, um unter 88 % SpO₂ zu bleiben.

  • Warnzeichen für Hypoxie: periphere Zyanose, kognitive Verzögerung > 4 s, „Grausehen“. Verwenden Sie alle 15 Minuten ein Pulsoximeter zur objektiven Kontrolle.

  • Im Winter Kanülen unter einer beschlagfreien Sturmhaube tragen, um Einfrieren durch Feuchtigkeit zu vermeiden.

4. Wettergefahren in den Alpen

Gefahr Hinweis Maßnahme
Gebirgswelle / Rotor Linsenwolken, 30 kt Querwind über Grat Gratquerung bei 45°, +2 000 ft Reserve; rechnen Sie mit ±2 000 fpm
Katabatischer Nachtwind Rascher Temperaturabfall nach Sonnenuntergang Späte Anflüge auf Hangpisten vermeiden
Vereisung Gefriergrenze oft 7 500–9 000 ft im Frühling Notausweichroute unterhalb FZL einplanen; Propeller-Enteisung bereithalten

 

Fun Fact: Starke Föhnlagen hoben Segelflugzeuge im Lee des Berner Oberlands bis auf FL 300 – höher als viele Verkehrsflugzeuge.

5. Navigation und Geländevermeidung

  • Mehrschichtige Situationswahrnehmung: Kombinieren Sie GNSS-Geländeprofil, VOR-Radiale und visuelle Beobachtung. Magnetische Anomalien in Gneisgebieten können den Reservekompass um >8° ablenken.

  • Kursführung: Gratquerung im Winkel von 45° – ermöglicht eine Umkehr im Tal bei ausbleibendem Aufwind.

6. Notfalloptionen

  • Vorgeplante Ausweichplätze: Courchevel LFLJ (6 588 ft; 18,6 % Gefälle) und Samedan LSZS (5 600 ft) sind asphaltierte Notlandeplätze – im FMS hinterlegen.

  • Gletscherlandung: Trockenes Schneegebiet mit 2–4° Gefälle wählen; 30 m Dyneema-Seil und Schneeanker mitführen zur Flugzeugsicherung.

  • Überlebensausrüstung (Minimum): 406 MHz PLB, Rettungsfolie, Signalrakete, 1 L Wasser pro Sitz, Schneebrille. Es kam bereits zu Erfrierungstoten in Sichtweite von Dörfern nach Notlandungen.

7. Funk & Luftraum

  • Swiss INFO 124.700 deckt das gesamte FIR Zürich unterhalb FL 150 ab; rechnen Sie mit Funksprüchen wie „report passing pass“.

  • FLARM & ADS‑B: Über 200 Segelflugzeuge an Wettbewerbstagen – TCAS-Reichweite auf 6 NM einstellen.

  • Transponder auf Mode S und ALT stets EIN über 7 500 ft MSL – unterstützt SAR-Multilateration.

8.Checkliste für den verantwortlichen Piloten

  1. Arbeitsblatt zur Dichtehöhe ausgefüllt?

  2. Sauerstoffflasche mind. 1 500 psi?

  3. Fluchtwege mit der Crew besprochen?

  4.  ELT scharf?


Abschließende Bemerkung

An klaren Wintertagen berichten Piloten auf FL 135 über dem Simplon von gleichzeitiger Sicht auf Mont Blanc und Mittelmeer – 460 km Sichtweite mit einem Blick.


Haftungsausschluss:

Dieser Leitfaden ergänzt, ersetzt aber nicht das gültige AIP, NOTAMs, das Flughandbuch oder EASA-Vorschriften. Der Ermessensspielraum des Flugkapitäns bleibt entscheidend.